Mittwoch, 20. Mai 2015

RÜCKBLICK AUF DEN FEMINISMUS

von Kerstin Steinbach im Ahriman Verlag, Freiburg/Bg.

Rezension: Einar Schlereth


Vorwegschicken muss ich, dass ich mich nie mit dieser ganzen 'Schwarzerei' auseinandergesetzt habe. Natürlich las ich Bebel, Zetkin, Reich etc. und deren bahnbrechende Werke zur Befreiung der Frau. Später veteidigte ich Mao, als er in den ersten Jahren nach der Revolution Vergewaltigung mit Hinrichtung bestrafte.
Und natürlich haben wir in der 'goldenen' Adenauer Ära die Pöbeleien nicht in Hamburg 1958, aber 1959 in Freiburg/Bg. genossen – ja genossen, weil wir kräftig zurückpöbelten oder die Leute einfach auslachten, was sie erst recht auf die Palme brachte.

Im übrigen war die Schwarzer für meine Gefährtin und mich immer mit das Ekelhafteste, was in der politischen Landschaft auftauchte. Aber die Veränderung des Klimas der Beziehungen zwischen Mann und Frau wurde uns sehr schnell bewusst und auch warum: wegen dieser Hexe und ihrem Anhang.

Doch wir lebten in einer so glücklichen, offenen, gleichberechtigten Beziehung – die 'sexuelle Revolution' hatten wir zehn Jahre zuvor hinter uns gebracht – dass wir all diesem Feminismus-Mist kaumAufmerksamkeit schenkten, da wir politisch auch anderweitig stark in Anspruch genommen wurden. Wir und unsere Freunde waren uns einig, dass man sich nicht mit Scheiße befassen sollte, weil das Leben dafür zu kurz ist.
Hmm, naja, dann hätte man sich auch nicht mit Politik befassen dürfen, was für mich vor allem die sogenannte Dritte Welt bedeutete. Also will ich mal so sagen, dass man nicht auf allen Hochzeiten tanzen kann.

Was allerdings Kerstin Steinbach hier aufdeckt, hat mich doch einigermaſsen
erschüttert. So wusste ich nicht, dass dieses Drecksweib einfach Kinsey und Masters & Johnson frech und unverhohlen fälschte, was von den Medien begierig aufgegriffen wurde.

Dies genau zeigt ja, dass diese NULL in einem größeren Zusammenhang agierte, der von den Herrschenden, wenn nicht vorgegeben, so doch sofort aufgegriffen wurde als weiteres Instrument der Spaltung der Gesellschaft. Während wir davon träumten, Seite an Seite mit stolzen, selbstbewussten Frauen für die Befreiung der gesamten Menschheit zu kämpfen, hat diese Giftmischerin an dem Punkt angesetzt, der schon immer für die Mächtigen der ideale Angriffspunkt war: die Sexualität.
 
Kerstin Steinbach nimmt sich die 'Argumente' dieser 'Verteidigerinnen der Frauenrechte 'Punkt für Punkt vor. Als erstes den 'Mythos vom Orgasmus'. Da werden also die ärmsten, bedauernswertesten Frauen, die in der Tat selten oder niemals einen Orgasmus erleben, , unterdrückt und verkrüppelt an Leib und Seele vom Patriarchat in allen seinen Formen, als Prototyp der Frau genommen. Anstatt nun aber dieses Elend beseitigen zu wollen, wird es als gegeben bezeichnet, als
unheilbarer Zustand, so lange die Herrschaft der Männer-Unmenschen anhält. Der Orgasmus wird zum Phantom deklariert, einer Phantasie, einem Mythos.

Was für eine schamlose Lüge, die allen ernst zu nehmenden Forschungen Hohn
spricht und den neuesten Forschungsergebnissen, die den Frauen ein viel höhere
orgastische Potenz als den Männern zuspricht, was wir und einige Freunde auch
auf Basis eigener Erfahrungen schon immer gesagt haben. Dies genau könnte
bei Männern aus instinktiver Ahnung ein Grund des Neides sein, der sich zu
abgrundtiefem Hass und rabiater Verfolgungswut auswachsen kann.

Gut und richtig ist auch Kerstins Auseinandersetzung mit der Parole „Prostitution
macht frei“. Genau so 'frei', wie die Sklavenarbeit im Kapitalismus. Sie kann erst
in einer wirklich freien und gleichen Gesellschaft verschwinden.*

Exzellent formuliert Kerstin Steinbach den Standpunkt der Freiheit und Gleichheit: „Wer mit wem, wie oft, zu zweit oder mehreren, mit Anders- oder Gleichgeschlechtlichen sich sexuell vergnügt, dem sei es von Herzen gegönnt, und selbstverständlich hat in einem humanen Gemeinwesen alles Sexuelle schlichtweg Privatsache zu sein, freilich unter der schon erwähnten unverletzbaren Prämisse der Freiwilligkeit ab sexueller Mündigkeit, die mit Erreichen der Pubertät mit etwa 12 Jahren anzusetzen wäre.“

Seltsam finde ich, dass Kerstin Steinbach eine Lanze für die griechische 'Demokratie' bricht und obendrein behauptet, dass „die männliche Ausweich-Homosexualität der Griechen Ausdruck des Besten, was die Menschheit in Richtung gesellschaftlich organisierter sozialer Gleichheit … wenigstens modellhaft bis dahin hervorgebracht hatte ...“ Da kann sie sich niemals mit der alt-ägyptischen Kultur auseinandergesetzt haben. Allein die Bilder auf den Papyrusrollen, die Wand-Gemälde, die Fresken und Büsten in Ägypten zu sehen zeigen erstens schon die Freiheit, in der die Frauen lebten, sondern auch die Schönheit der Menschen, auch der dargestellten Arbeiter, was ahnen lässt, auf welch hoher Stufe jene Gesellschaft lebte. Per Gesetz war es verboten, dass ein Ägypter jemals Sklave sein konnte; Sklaven waren lediglich die gefangen genommenen Barbaren, die ständig ins Land einfielen, und das auch nur auf Zeit. Dann wurden sie entweder frei gelassen oder angesiedelt.

Frauen saßen neben ihren Männern auf dem Pharaonenthron und etliche wurden selbst Pharaonen. Sie konnten sich scheiden lassen, hatten das Erbrecht und konnten mit ihrem Besitz tun und lassen, was sie wollten. Die Arbeiter an den Pyramiden waren ausschließlich Ägypter, die sogar ärztlich versorgt wurden. Man fängt nun an, die Arbeitersiedlungen auszugraben und ist erstaunt, dass sie menschenwürdig wohnten, die Fachkräfte sich sogar eigene Grabkammern und Mumifizierung
erlauben konnten usw. usf. Es war eine Zivilisation, die erst Jahrtausende später abermals sehr langsam wieder auftauchte.

Die Schilderung des Prozesses gegen den 'Stern' und seine Auswirkungen fand ich sehr wertvoll, weil er mir 1978 völlig entgangen war. Da bereitete ich unsere Afrikareise vor, reiste nach Tanzania für den NDR und anschließend lebten wir zwei Jahre in Sansibar und Tansania. Aber selbst wenn ich da gewesen wäre, hätte ich aus den oben genannten Gründen dem sicher keine größere Aufmerksamkeit geschenkt. Das hätte man allerdings tun sollen. Denn obwohl die Schwarzer den Prozess verlor, gewann sie ihn am Ende doch. Der Stern publizierte niemals mehr das Bild nackter Frauen, das einzige öffentliche Nacktbad wurde unter fadenscheinigen Vorwänden in Hamburg geschlossen (u.a. weil es überfüllt war!), es begannen die von ihr geschilderten Schmierereien auf Plakaten mit nackten Frauen, Pöbeleien gegen Männer und der Puritanismus gewann langsam wieder die Oberhand. Ja, es war ein regelrechter backlash in die Adenauer.Ära. Und die Zensur erlebte eine fröhliche Auferstehung.

Dann führt uns Kerstin Steinbach in das Gruselkabinett der feministischen Dogmatik ein: Sex ist Arbeit, die Pille bedeutet nicht Freiheit, sondern „sexuelle Verfügbarkeit der Frauen“, Tampon-Schock, das Gender-Mainstreaming etc. Unbekannt war mir auch, wieviele Vorbilder sich diese Schwarzer aus der ultra-puritanischen USA holte. Hat sie heimlich vielleicht auch mit dem Papst konferiert? Jedenfalls wurden viele ihrer Dogmen letztendlich zur Staatsdoktrin. Es ist eine schaurige Geschichte. Ich denke, dass vielen Frauen und auch Männern dieses Buch wie eine Offenbarung erscheinen wird und ihren Willen, diesen Mist loszuwerden, stärken wird.

Schade finde ich, dass Kerstin Steinbach immer wieder einen anti-Islamismus durchscheinen lässt, wobei sie vergisst, dass es seit weit über hundert Jahren in der islamischen Welt ständig Tendenzen und Bewegungen gab (und immer noch gibt), die für Demokratie, Freiheit für die Frauen etc. eintreten, die aber regelmäßig vom Westen – die angelsächsiche Welt bildete die Speerspitze – auf brutalste Weise liquidiert wurden (Beispiele sind Ägypten um 1900, Iran, Indonesien, Irak, Libyen, Syrien). Dies sollte sie wenigstens erwähnen. Auch der heutige Hindu-Faschismus in Indien ist um keinen Deut besser als der fundamentalistische Islam, vor allem was die Frauen angeht. Aber das wird auch von unseren Medien konsequent verschwiegen.

Nichtsdestoweniger ist ihr Buch eine Fundgrube für all jene Menschen, die sich fragen, warum die Geschlechterbeziehunen heutzutage derart in die Grütze gegangen sind. Das Ziel der Mächtigen wurde natürlich erreicht. Neben der Ausländerfeindlichkeit wurde ein weiteres Schlachtfeld geschaffen, auf dem 'die da unten' sich gegenseitig bekriegen, anstatt gemeinsam gegen unsere Unterdrücker vorzugehen, um endlich eine menschenwürdige Gesellschaft aufzubauen, in der alle Völker der Welt, Frauen und Männer selbstbewusst, frei und stolz und absolut gleichberechtigt miteinander leben können.



Fußnote: Es gibt nicht nur die, wie K S meint, seltene Variante der Edelkurtisanen
ohne Ekel und Schmutz, sondern auch die von Frauen, die einfach nur gern und viel vögeln wollen und dafür ihre eigenen Treffpunkte haben, wie Bordells, Cafés und Tanzetablissements, und die durch Bezahlung – selbst oder vom Partner - einen besonderen Kick bekommen. Es sind oft Frauen aus der besseren Gesellschaft, aber nicht nur.

10 Kommentare:

  1. http://de.wikimannia.org/Kerstin_Steinbach

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  2. Der Typ hat nicht verstanden, was linke Leute unter Gleichheit verstehen. Wir wollen Gleichheit auf der materiellen Ebene, damit die Vielfalt der Charaktere aller Menschen zur Geltung kommt. Könnte er ja bei Marx nachlesen, ist aber offenbar zu faul dazu.

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    1. um gleichheit auf der materiellen ebene zu bekommen, müssen sie die gleichheit vor dem recht abschaffen. wollen sie das wirklich?

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    2. @ Anonym20. Mai 2015 um 19:51

      Falsche Logik von Leuten die in den irreligiösen Illusionen gefangen sind. Nicht die Gleichheit vor dem Recht ist abzuschaffen, sondern das Recht selbst. Eine Philosophie der sich als Religion Christentum ausgebenden Mafia-Organisation, die sich "Kirche" nennt. Es handelt sich dabei um das "Recht" einer "Religion" - und nicht das Recht der Menschen. Es ist "deren" Recht, das "Recht" der Verbrecher, nicht unseres!

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    3. das recht abschaffen? weil es aus dem christentum hervorgeht? fragt sich dann nur, wie die araber, chinesen und inder zu ihrem recht gekommen sind. sie hätten erst nachdenken und dann schreiben sollen. und nennen sie mich ruhig rote_pille.

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    4. ach, und wenn in ihrer welt das was gewöhnlich unter christentum verstanden wird nicht das christentum ist, sondern "die kirche", dann streichen sie "christentum" und setzen sie "kirche" in meinen satz weiter oben ein, aber ich denke nicht, dass das etwas daran ändert, dass kirchen in ländern wo über 80% der weltbevölkerung leben eine unbedeutende seltenheit sind.

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    5. Recht/Gesetz/Regeln werden von Reichen für Reiche gegen Arme gemacht. Gleichheit, obwohl sie real ja kaum existiert, macht alles noch schlimmer. Ein Reicher mit Chauffeur, wird nicht bei einer Trunkenheitsfahrt erwischt zu werden. Er wird auch kaum gegen das Verbot der Bettelei auf Marktplätzen verstossen oder beim Ladendiebstahl ertappt. Wer sich mal eben ein Edelbordell nebst Dominastudio kaufen kann, wird wohl kaum seine geistig verwirrte und potthässliche Nachbarin vergewaltigen. Mal abgesehen davon, dass der Reiche auch eine etwas andere Nachbarschaft hat als der Arme.

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    6. ohne gesetze sind die armen doch erst richtig ausgeliefert. siehe: jedes entwicklungsland, das existiert. das gesetz schützt die armen, die sich keine sicherheitsdienste leisten können, um ihr leben und ihr eigentum zu verteidigen. und dieser schutz muss unter allen umständen aufrechterhalten werden, denn andernfalls könnte man menschen versklaven oder den kapitalaufbau von armen verhindern. denn wenn der warlord bemerkt dass einer etwas gespart hat, dann ist es schnell wieder los. ein wirtschaftssystem, das auf gewalt basiert, ist dem marktsystem von der effizienz her weit unterlegen, weil es in einem auf gewalt basierenden system viel weniger anreize gibt, etwas zu verbessern. die sklaven können an ihrer lage nichts ändern, egal wie sehr sie sich anstrengen, und versuchen es erst gar nicht.

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  3. Die Anstalt vom April 2015, gute Sendung: https://www.youtube.com/watch?v=WM2BGTvwWKw

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  4. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Der Artikel ging um den Feminismus und seine verhängnisvollen Auswirkungen auf die Beziehungen der Geschlechter, aber hier wird jetzt über Recht und Gewalt in der 3. Welt diskutiert.

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